4 Dinge, die erfolgreich Promovierende richtig machen
Um eine Dissertation erfolgreich zu schreiben und abzuschließen, braucht es:
- einen ausgeklügelten Zeitplan, der konsequent eingehalten wird,
- möglichst uneingeschränkt verfügbare Zeit,
- und einen eisernen Willen, an diesem Projekt dranzubleiben und es durchzuziehen – wenn nötig unter jahrelangem Verzicht auf Privatleben und Freizeit.
Für viele gelten diese Voraussetzungen als DAS Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Promotion.
Und ja klar, ausreichend zeitliche Kapazität und eine gewisse Portion an Durchhaltevermögen haben sicher noch keinem Dissertationsprojekt geschadet.
Trotzdem sehe ich in meiner Arbeit als Schreibcoach andere Faktoren, die in viel größerem Ausmaß darüber entscheiden, ob eine Dissertation erfolgreich zum Abschluss gebracht werden kann.
Meine 4 wichtigsten Tipps fürs Schreiben deiner Doktorarbeit zeige ich dir in diesem Artikel – vielleicht steht einer davon ja im Moment auch dir noch im Weg zur erfolgreichen Promotion?
#1 Mut zur Fokussierung
Meine erfolgreichsten KundInnen sind jene, die ihr Projekt immer wieder bewusst fokussieren und eingrenzen – und das durch die verschiedensten Stufen des Projektverlaufs hindurch.
Bereits im Zuge der Themenwahl berücksichtigen sie ihre individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen (Was kann ich bereits gut? Womit habe ich bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt?) und ziehen ihr Projekt von dort aus strategisch auf (Wie muss mein Projekt aussehen, damit es für mich (akademisch, beruflich und/oder persönlich) erfolgreich sein kann – und nicht nur auf Jahre ein lästiger Klotz am Bein ist?).
- Was ein gutes Dissertationsthema darüber hinaus noch auszeichnet, erfährst du übrigens in diesem Blogbeitrag.
Ganz im Sinne von “The best dissertation is a finished dissertation.” konzentrieren sie sich auch im weiteren Projektverlauf bewusst darauf, was für ihr Projekt den jeweils größtmöglichen Ertrag birgt und fokussieren ihre Zeit und Energie genau darauf.
Mit dieser Klarheit können sie die konkreten Schritte und Aufgaben, die es zu tun gibt, klar definieren und nacheinander abarbeiten. Anstatt sich damit immer weiter im Nebel des eigenen Projekts zu verlieren, können sie Wichtiges von Nachrangigem trennen und Aufgaben sinnvoll priorisieren.
Nicht sicher, ob dein Dissertationsprojekt schon klar genug fokussiert ist und diese Tragfähigkeit hat?
Dann hol dir meinen 3-Schritte-Plan für die Dissertation und entlarve die kritischen Schwachstellen in deinem Projektvorhaben!
#2 Vorausschauendes Zeitmanagement
Fehlendes oder unzureichendes Zeitmanagement kann der natürliche Feind eines Dissertationsprojekts sein.
Erfolgreich Promovierende haushalten deshalb besonders klug und vorausschauend mit ihren zeitlichen Kapazitäten.
Das kann zum einen bedeuten, zeitweise andere Projekte oder Aufgaben bewusst herunterzufahren oder in den Hintergrund zu rücken, um ausreichend Zeit und geistigen Raum für die Dissertation zu schaffen. Es kann bedeuten, öfter „Nein“ zu sagen – zumindest bis das Projekt „Promotion“ in trockenen Tüchern ist.
Kluges Haushalten mit Zeit geht aber noch eine Stufe tiefer: nämlich in die Organisation einzelner Arbeitswochen, -tage und -stunden.
Meine erfolgreichsten KundInnen berücksichtigen ihre zeitlichen Kapazitäten sehr bewusst und verteilen die Aufgaben für ihre Dissertation entsprechend – anstatt sich immer wieder über verlorene Zeit und zu geringe Fortschritte zu ärgern.
Freitagnachmittags stehen knapp 2h für die Dissertation zur Verfügung?
In einem so begrenzten Zeitfenster wird es sich vielleicht nicht rentieren, hochkomplexe Aufgaben zu beginnen. Zwei Stunden könnten allerdings ein perfektes Zeitfenster sein, um etwa einen ausgewählten Fachartikel zu lesen und zu exzerpieren oder eine Datenbank nach einer Handvoll ausgewählter Schlagworte zu durchforsten.
Kluges Zeitmanagement heißt also einmal in erster Linie, bewusst hinzusehen, wann dir für die Arbeit an deiner Dissertation überhaupt Zeitfenster zur Verfügung stehen.
Anschließend kannst du genauer unter die Lupe nehmen, wie lange diese Zeitfenster jeweils sind und auf welche Infrastruktur du hier zurückgreifen kannst (Bist du da zu Hause? In der Bibliothek? In einem Büro oder Kaffeehaus? Im Zug? Hast du einen Computer zur Verfügung? Stift und Papier? Zugang zu Internet, Recherchetools oder Datenbanken?)
Erst wenn du dir diese Rahmenbedingungen verdeutlichst, kannst du dir jeweils passende Aufgaben vornehmen, die du hier und jetzt wirklich sinnvoll umsetzen kannst.
Entsprechend sollten umfangreichere Zeitfenster (zB ein halber oder ganzer Tag, den du einmal für das Projekt bereitstellen kannst) nicht mit organisatorischem Kleinkram vergeudet werden. Jetzt ist die perfekte Gelegenheit, dich komplexen Sachverhalten und Projektaufgaben zu stellen – und damit wirklich voranzukommen.
Ergänzend können zuletzt etwa zwei- bis viertägige Schreibretreats für deine Dissertation Wunder wirken, um immer wieder noch größere Fortschritte in deinem Projekt zu machen. Das motiviert und lässt dich auch langfristig bei der Stange bleiben.
Frag dich doch einmal: wie klug haushaltest du bereits mit deiner Zeit in der Promotion? (Und um deine Zeit am Schreibtisch noch wertvoller zu machen, hol dir gerne meine 5 Tipps für mehr Konzentration beim wissenschaftlichen Schreiben!)
#3 Unterstützung mit an Bord
Promovieren kann eine einsame Angelegenheit sein.
Sowohl für Promovierende, die ihre Dissertation ohne Anbindung an ein Institut oder einen Lehrstuhl verfolgen, als auch für jene, die sich zwischen Lehre, Administration und vielfältigen Projektverpflichtungen nur selten mit anderen über ihre eigene Forschung austauschen können.
Erfolgreiches Promovieren lebt aber von gewinnbringendem Austausch.
Meine erfolgreichsten KundInnen sind deshalb wenig überraschend jene, die sich aktiv mit Menschen umgeben, die ihnen auf ihrem Weg des Doktoratsstudiums hilfreiche Unterstützung leisten können.
Seien das KollegInnen, die sich bereiterklären, ausgewählte Textteile zu lesen und zu befeedbacken. Seien das Hilfskräfte, die gegen einen kleinen Unkostenbeitrag beim Transkribieren umfangreicher Interviewdaten aushelfen. Seien das professionelle Beratungs- oder Coachingangebote für Promovierende, die dabei helfen, Hürden oder Blockaden im Schreibprozess aus dem Weg zu räumen.
Anstatt mit Problemen und Herausforderungen monatelang allein zu kämpfen und sich damit selbst auszubremsen, überlegen erfolgreiche Promovierende aktiv, wie sie Unklarheiten oder Herausforderungen in ihrem Projekt aus dem Weg räumen können und wer oder was ihnen jeweils helfen könnte, um ihr Projekt mit Schwung weiter fortführen zu können.
Frag dich doch einmal: wen könntest du ins Boot holen, um nicht die ganze Last deines Dissertationsprojekts allein auf deinen Schultern tragen zu müssen?
#4 Bewusste Weiterentwicklung der eigenen Schreibkompetenz
Wissenschaftliches Schreiben ist leider nicht wie Fahrradfahren – einmal gekonnt, immer beherrscht.
Damit meine ich: nur weil du im Lauf deines Studiums wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben erlernt hast, heißt das nicht, dass du damit auf alle künftigen Textaufgaben und -projekte in der Wissenschaft perfekt vorbereitet bist.
Für eine Dissertation ist ein neues Level an Schreibkompetenz erforderlich. Schließlich hast du es hier mit einem Textprojekt einer ganz eigenen Liga zu tun, das eine komplexe Verknüpfung von Forschungs-, Lese- und Schreibstrategien erfordert.
Erfolgreich Promovierende sind sich dessen bewusst und setzen sich deshalb aktiv mit der Weiterentwicklung und Professionalisierung ihrer akademischen Schreibkompetenz auseinander.
Sie begnügen sich nicht mit dem Standardspruch „Wer es bis zur Promotion geschafft hat, kann doch offensichtlich schon gut genug schreiben!“, sondern erkennen Schreibkompetenz als ein Handwerk an, das immer weiter verfeinert und an neue Textaufgaben angepasst werden muss.
So sind sie auf verschiedenste Herausforderungen im Schreibprozess ihrer Dissertation vorbereitet und bringen ihr Projekt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur schneller, sondern auch freudvoller zum Abschluss als andere.
Für mich haben sich in der langjährigen Zusammenarbeit mit Promovierenden diese vier Faktoren herauskristallisiert, die oft darüber entscheiden, wie zielgerichtet ein Dissertationsprojekt durchlaufen werden kann. Kennst du diese Grundpfeiler, kannst du sie von nun an bewusst in deinem eigenen Projekt sicherstellen – und dann steht auch DEINER erfolgreichen Promotion bald nichts mehr im Weg!