„Wie finde ich ein Dissertationsthema? Und am besten nicht nur irgendeines, sondern ein richtig gutes? Eines, das mir Spaß macht, für den Fachbereich relevant ist UND das meine weitere Laufbahn (innerhalb oder außerhalb der Wissenschaft) stärken wird?“
Das ist eine der dringlichsten Fragen, die sich am Anfang der Promotion stellt.
Denn die Wahl des Dissertationsthemas bestimmt, womit du dich hier über die nächsten Jahre intensiv beschäftigen wirst. Und diese Entscheidung – die sollte nicht unüberlegt getroffen werden!
In diesem Artikel erfährst du deshalb, worauf DU bei der Wahl deines Dissertationsthemas achten solltest und woran du erkennst, ob deine Themenwahl schon alles hat, was es für ein erfolgreiches Promotionsprojekt braucht.
In diesem Artikel zeige ich dir
- welche 4 Merkmale ein gutes Dissertationsthema aufweist,
- welche Fehler ein Dissertationsprojekt unnötig kompliziert machen
- und welche Fragen du dir selbst so früh wie möglich zu deinem geplanten Forschungsvorhaben stellen solltest.
1. Das Dissertationsthema berücksichtigt deine Interessen.
Die wahrscheinlich wichtigste Voraussetzung für dein Dissertationsthema? Es muss dich persönlich interessieren! Du selbst musst ein echtes Interesse daran haben, es zu bearbeiten und irgendwann Antworten auf deine Forschungsfragen geben zu können.
Eine Dissertation ist in jedem Fall ein komplexes (und auch zeitintensives) Unterfangen – wenn es dich aber schon von Anfang an nur mäßig interessiert, kann es zum quälenden Kraftakt werden.
Bei der Suche nach einem Dissertationsthema solltest du dich im ersten Schritt also immer davon leiten lassen, wofür DU dich persönlich interessierst und woran du dir vorstellen könntest, jahrelang mit Freude und Elan zu arbeiten.
Besonders, wenn du in einer Promotionsstelle oder einem Forschungsprojekt promovieren willst oder ein Thema von deiner Betreuungsperson vorgeschlagen bekommst, hinterfrage deshalb immer genau, ob du dich tatsächlich mit dem Thema identifizieren kannst.
Falls nein, prüfe doch mal, welche (vielleicht nur geringfügige) Modifikation des Themas dich tatsächlich mehr interessieren würde und kläre, ob du mit deinem Projekt auch diese Richtung einschlagen könntest.
2. Das Dissertationsthema baut auf deine bestehenden Kompetenzen auf oder erweitert sie strategisch.
Ich bin eine große Verfechterin von Pragmatismus im wissenschaftlichen Arbeiten. Und nein, mit „Pragmatismus“ meine ich nicht, dass du an dein Projekt nachlässig oder gleichgültig herangehen solltest.
Ich meine vielmehr, dass du dir dein Dissertationsprojekt nicht selbst unnötig kompliziert machen musst (kompliziert ist es in der Wissenschaft auch so schon oft genug 😉 ).
Pragmatisch zu arbeiten bedeutet für mich also, dein Projekt strategisch so zu planen, dass du deine individuellen Vorkenntnisse und Erfahrungen hier optimal einbringen oder ganz gezielt erweitern kannst. (Dich also nicht einem Vorhaben hinzugeben, dessen Aufwand du kaum abschätzen kannst – und das möglicherweise im Lauf der Zeit viel mehr Zeit und Nerven verschlingt, als du je erwartet hattest.)
Frag dich bei der Wahl deines Promotionsthemas also ganz bewusst, inwiefern du hier auf bereits bestehendes Wissen oder auf bereits vorliegende Erfahrungen aufbauen könntest.
Vielleicht gibt es ein Themenfeld, in das du dich im Rahmen eines früheren Projekts schon intensiv eingearbeitet hast? Vielleicht gibt es eine Forschungsmethode, mit der du bereits viel Erfahrung gesammelt hast und die du auch hier nutzen könntest? Vielleicht kannst du auf Einblicke oder Kenntnisse aus deiner beruflichen Praxis aufbauen?
Dein Projekt von solchen soliden „Trittsteinen“ ausgehend zu konzipieren, stellt sicher, dass du dich hier nicht unnötig überforderst.
Natürlich kannst du deine Dissertation aber auch gezielt dazu nutzen, erstmals bestimmte Erfahrungen zu sammeln oder Kompetenzen zu entwickeln.
Was ich damit meine?
Vielleicht weißt du, dass für deine Karriere Erfahrung mit statistischem Arbeiten hilfreich sein wird – dann könnte die Promotion eine gute Gelegenheit sein, dich damit einmal fundiert vertraut zu machen.
Vielleicht willst du in Zukunft in einem ganz bestimmten Forschungsbereich Fuß fassen, mit dem du bisher noch eher wenig Erfahrung gesammelt hast. Für künftige Bewerbungen kann es in diesem Fall also sinnvoll sein, dich in deiner Dissertation gezielt in eben dieses Forschungsfeld einzuarbeiten.
An deine Themenwahl pragmatisch heranzugehen bedeutet also, dich bewusst zu entscheiden, ob du in deinem Projekt vorhandene Kompetenzen nutzen oder neue Kompetenzen gewinnen willst – und deine inhaltlichen Schwerpunkte sowie deine Forschungsmethoden entsprechend zu wählen.
Du verlierst dich gefühlt von Tag zu Tag mehr in deinem eigenen Dissertationsprojekt? Keine Panik!
Mit meinem bewährten 3-SCHRITTE-PLAN konzipierst du ein Forschungsvorhaben, das auf das Wesentliche fokussiert UND zielgerichtet umsetzbar ist!
3. Das Dissertationsthema schließt eine relevante Lücke im Forschungsbereich.
Der dritte ganz wesentliche Aspekt eines erfolgreichen Dissertationsprojekts betrifft seine Einbettung in einen größeren Fachkontext.
Deine Arbeit sollte – das hast du sicher schon oft gehört – innerhalb ihres Forschungsbereichs relevant sein, das heißt hier eine erkennbare Lücke schließen.
Bei der Wahl eines Dissertationsthemas empfehle ich deshalb immer, über den Tellerrand deines eigenen Projekts zu schauen und dich zu fragen „Inwiefern bringt mein Projekt den Fachbereich als Ganzen einen kleinen Schritt weiter?! Auf welcher übergeordneten Ebene kann meine Forschung hier neue Erkenntnisse bringen?“
Eine nützliche Formulierung, um diese Einbettung in das Forschungsfeld für dich zu klären, ist die folgende:
- Ich untersuche ….. [Forschungsgegenstand], um herauszufinden …. [Forschungsfrage], um damit eine Erklärung/neue Perspektive/Vertiefung zu …. [Wichtige Frage in deinem Forschungsfeld] zu liefern.
Spiel diesen sogenannten Dreischritt doch gleich einmal selbst durch, wenn du ein Thema für deine Dissertation ins Auge gefasst hast. Was bringt es dem Fachbereich, wenn du dieses Thema aufarbeitest?
4. Das Dissertationsthema kann von dir strukturiert bearbeitet werden.
Der letzte und vielleicht wichtigste Punkt dieser Liste betrifft die praktische Umsetzung deines Vorhabens.
Das spannendste Thema und die spannendste Forschungsfrage nützen nichts, wenn du nicht weißt, WIE du sie beantworten kannst. Genauso wenig nützt es, wenn die Bearbeitung deines Themas so aufwendig und frustrierend ist, dass du irgendwann das Handtuch wirfst und dein Projekt nie fertiggestellt wird.
Dich bereits frühzeitig kritisch mit der Frage auseinanderzusetzen, WIE sich dein Projekt tatsächlich realisieren wird lassen, ist also grundlegend für ein erfolgreiches Projekt.
Zwei Aspekte willst du dabei berücksichtigen:
Deinen Forschungsgegenstand
Welches Untersuchungsmaterial soll dir die Antworten auf deine Forschungsfragen liefern?
Welcher Umfang an Material ist das? Wirst du einen Korpus von zehn Dokumenten oder einen von tausenden Dokumenten bearbeiten müssen? Wirst du 3 literarische Werke oder 30 analysieren müssen? 5 oder 25 Interviews führen und auswerten?
Und wie verlässlich zugänglich ist dieses Material für dich? Könnte es sein, dass jede einzelne Quelle erst monatelange Recherchearbeit in Archiven und Sammlungen erfordern wird? Könnte es sein, dass manche Materialien, die für dein geplantes Forschungsvorhaben unerlässlich sind, gar nie zugänglich sein werden (z. B. weil du keine Genehmigung erhältst, sensible Dokumente einzusehen?).
Dir diese Fragen so früh wie möglich und so kritisch wie möglich zu stellen, hilft dabei, dich vor bösen Überraschungen zu schützen. Denn nichts ist ärgerlicher, als nach Jahren an Arbeit dein gesamtes Thema noch einmal umwerfen und ganz neu planen zu müssen, weil sich seine Umsetzung als unmöglich erweist.
Die methodische Bearbeitung
Nicht weniger wichtig als die Frage nach dem Untersuchungsgegenstand ist zuletzt die Frage, WIE du diesem Untersuchungsgegenstand die gesuchten Informationen und Antworten entlocken wirst können.
Viel zu viele Promovierende (übrigens auch ich selbst in meiner Promotion!) machen sich darüber zu wenig Gedanken.
„Im Lauf der Zeit wird sich schon zeigen, wie ich in meinen Analysen oder Auswertungen genau vorgehen muss!“ sagen sie sich und hoffen aufs Beste. Tatsächlich werden sie damit zum blinden Passagier auf einer Reise, die SIE selbst doch eigentlich als Steuermann/-frau vorgeben sollten.
Mit anderen Worten: nur wenn für dich klar ist, WIE du in deinem Projekt vorgehen musst, um irgendwann zu einem schlüssigen Fazit zu gelangen, kannst du die dafür nötigen Schritte systematisch planen und einen nach dem anderen umsetzen.
Na, wie sieht es denn in deinem Projekt aus? Hast du alle genannten Aspekte bei der Wahl deines Dissertationsthemas berücksichtigt? Hat dein Thema schon alles, was es braucht? Und wenn nein: wo solltest du noch nachschärfen?