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Projektplanung + Struktur
14.12.2020

Der essentielle Schritt # 1 in einer Doktorarbeit – hast auch du ihn übersprungen?!

 

Es ist ein unvermeidliches Dilemma: du kannst nicht mit der zweiten oder dritten Dissertation deines Lebens beginnen. Irgendwann – vielleicht jetzt gerade – machst du zum allerersten Mal die Erfahrung eines eigenständigen Forschungsprojektes – und ein Projekt dieser Dimension verlangt ganz eigene Strategien.

Besonders zu Beginn gibt es ein paar Do’s und Don’ts, die du kennen solltest, um deine Doktorarbeit richtig auf Schiene zu bringen und Klarheit über das Thema deiner Doktorarbeit zu erlangen.

Vielleicht hast nämlich auch du hier einen entscheidenden Schritt vernachlässigt?!

In diesem Artikel zeige ich dir

  • an welcher Herausforderung so viele DoktorandInnen zu scheitern drohen,
  • wie du deine Dissertation mit Klarheit und Intention ausrichtest
  • und mit welchen einfachen Mitteln du deinen Forschungsprozess von Beginn an begleitest und strukturierst.

Das Problem mit der „inputorientierten“ Forschung

 

Die meisten Doktoratsprojekte werden weitgehend ergebnisoffen gestartet.

Am Beginn stehen meist nur ein Themenbereich, der als Untersuchungsfeld dienen soll und ein vages Ziel, das mit dieser Arbeit verfolgt werden soll. Vielleicht ist auch schon konkretes Forschungsmaterial bekannt, das für diesen Themenbereich vorhanden ist – ein Korpus von Daten und Quellen etwa, die für eine Bearbeitung herangezogen werden können.

Aber viel konkreter wird es oft noch nicht.

Vor allem ein verbindliches Untersuchungsdesign fehlt überraschend oft – und auch in einem Exposé lässt sich darüber recht oberflächlich hinweggehen.

Viele junge WissenschaftlerInnen wollen ihre Forschung nämlich bewusst „inputorientiert“ halten.

Sie wollen flexibel und offen auf neue Quellen reagieren können, auf unerwartete Zwischenergebnisse in der Recherche oder Analyse, auf Anregungen aus der Literatur oder durch FachkollegInnen, die neue Perspektiven ins Spiel bringen.

Die Verantwortung für die Entwicklung des eigenen Projektes so aus der Hand zu geben, ist jedoch hoch riskant.

Denn Forschungsmaterial und Literatur liefern für sich alleine gar nichts. Sie sind einfach in der Welt – erst eine spezifische Eingrenzung, eine Forschungsfrage und ein konkreter methodischer Zugang machen diese schwammige Masse zu einem konkret umsetzbaren Forschungsprojekt.

Wird dieser Grundsatz missachtet, ergeben sich im Verlauf des Forschungsprojektes fast unweigerlich die immer gleichen Schwierigkeiten.

Solange du nicht weißt, was du suchst, wirst du nichts finden.

 

„Mit der Zeit wird mir mein Forschungsmaterial die nötigen Erkenntnisse schon liefern und dann weiß ich ja, um was es in meiner Arbeit wirklich gehen soll und wie ich dieses Thema aufziehen kann!“ – hast auch du dir zu Beginn deines Doktoratsstudiums vielleicht gedacht.

Anschließend hast du monate- wenn nicht jahrelang Quellen gesammelt und analysiert, theoretische Ansätze zusammengetragen und Fachartikel exzerpiert – bis irgendwann der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sichtbar war und Zweifel aufgekommen sind.

Denn wie sollst du das alles jemals unter einen Hut bringen?

Was muss denn jetzt wirklich rein ins Theoriekapitel?

Was machst du mit den teils widersprüchlichen Ergebnissen, die du aus deinem Forschungsmaterial erhalten hast?

Und wann wirst du hier endlich einen Schlussstrich ziehen können?

Fragen über Fragen, die lähmen und frustrieren.

 

STOP!

 

Dieser fatale Strudel wäre so einfach zu vermeiden – wenn du dir nur ein bisschen mehr Zeit nimmst, um dein Projekt mit Überlegung und Intention zu starten!

Aber was bedeutet das?

Was sollte denn nun der ominöse Schritt #1 in einer Dissertation sein? Ganz einfach:

In 3 Schritten zur absoluten Klarheit über das Thema deiner Doktorarbeit

 

Schritt 1: Einen soliden Überblick über dein Thema erarbeiten

 

Im ersten Schritt eines Forschungsprojekts geht es nicht darum, willkürlich einen Quellen- oder Datensatz aus einem Forschungsmaterial herauszugreifen und mit der Analyse zu beginnen (so wie ich es am Beginn meines Doktoratsstudiums gemacht habe … *hust*).

Es geht auch nicht darum, den Leitfaden für deine geplanten Interviews zusammenzustellen. Oder darum, die ersten 30 Seiten deines Theoriekapitels zu schreiben.

In Schritt 1 willst du dir vielmehr Klarheit darüber verschaffen, worum es in deiner Arbeit überhaupt gehen soll.

Du recherchierst, liest dich möglichst breit ein und erarbeitest dir schrittweise den nötigen Überblick, was in diesem Themenfeld überhaupt relevant und wichtig ist.

Du liest quer und sammelst alles Nötige, um dein Thema besser und immer besser greifen zu können.

 

Am Ende dieser Phase solltest du einen soliden Überblick darüber haben:

  • worüber in deinem Themenfeld bereits ausführlich geforscht wurde, dh auf welche Grundlagen bzw. auf welchen Stand der Forschung du dich stützen könntest
  • wo im Moment Lücken bestehen (Aspekte, die noch nicht untersucht wurden) oder wo vermeintlich gesicherte Forschungsmeinungen einer Korrektur oder Ergänzung bedürfen
  • welche theoretischen Ansätze und Zugänge im Zusammenhang mit diesem Thema relevant sind (welche Überlegungen fließen hier – vielleicht auch aus unterschiedlichen Disziplinen – zusammen, unter welchen Perspektiven kann dieses Thema betrachtet werden?)
  • welche aussagekräftigen Quellen im Zusammenhang mit diesem Thema stehen könnten (Dokumente, Bilder, Audios, Videos, Interviews, Experimente, Daten, Beobachtungen,…)

 

Kurzum: Du hast ein verlässliches Gespür für die Dimension dieses Themenfeldes entwickelt.

Warum das so wichtig ist?

Weil du erst auf dieser Grundlage einschätzen und entscheiden kannst, um welchen Kern es in deiner Arbeit gehen soll, was du bei Seite lassen kannst und vor allem: wo es innovativ und vielversprechend ist, in die Tiefe zu gehen.

Und genau hier solltest du deine Energien bündeln!

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Schritt 2: Einen Plan festlegen, was du in deiner Arbeit wie untersuchen willst

 

Mit dieser entscheidenden Vorarbeit aus Schritt 1 kannst du nämlich erst Schritt 2 in deinem Forschungsprojekt sinnvoll angehen. Du kennst jetzt die Breite deines Themenfeldes und hast einen Überblick über alle seine möglichen Aspekte und Zugänge.

Jetzt ist es an der Zeit, an EINEM Punkt in die Tiefe zu gehen.

 

  1. Du kannst mit dieser Vorarbeit jetzt nämlich ein wirklich gewinnbringendes Ziel für deine Arbeit festlegen und eine konkrete Forschungsfrage, der du dich in deiner Bearbeitung widmen willst.
  2. Im Folgenden bestimmst du, welches ausgewählte Material du dafür untersuchen wirst (mögliche Zugänge hast du in Schritt 1 ja bereits ausgelotet) und mit welcher methodischen Herangehensweise du dieses Material bearbeiten willst. Was wirst du mit deinem Material konkret tun müssen, um daraus zu vielversprechenden Ergebnissen zu gelangen?
  3. Zuletzt kannst du aus diesen Überlegungen die theoretischen Grundlagen ableiten, die deine Arbeit unbedingt brauchen wird. Welche Begriffe, Definitionen, Modelle, oder Fachtheorien musst du beleuchten, damit deine darauf aufbauende Forschung nachvollziehbar sein wird?

 

Du siehst: mit einer soliden Vorbereitung ergeben sich diese drei Säulen deines Projektes – dein Untersuchungsdesign – fast wie von selbst. Du weißt jetzt, worauf du in deiner Arbeit wirklich hinauswillst (dein „Was?“) und kannst daraus auch dein „Wie?“ und dein „Womit?“ überlegt fixieren.

Und genau diese Klarheit wird sich in deiner weiteren Vorgehensweise – und damit letztlich auch in deinem Text – widerspiegeln. Anstatt nämlich ziellos durch dein Themenfeld zu schwimmen, hast du nun eine klare Fokussierung für dein Forschungsvorhaben vor Augen, die du konzentriert und Schritt für Schritt umsetzen kannst.

 

 

Schritt 3: Prozess mit einem Forschungsjournal begleiten

 

„Aber wie soll ich das denn machen? Mein Thema ist so komplex, diesen ganzen Prozess kann ich doch nicht nur in Gedanken durchspielen!“

Da gebe ich dir ganz Recht: die inhaltliche Entwicklung deines Projektes nur in deinem Kopf anzustellen, bringt möglicherweise einen enormen Streuverlust mit sich – und das wollen wir natürlich vermeiden!

Von Anfang an ein Forschungsjournal zu führen, kann dir aber dabei helfen, hier den Überblick zu behalten.

In deinem Journal sammelst und strukturierst du schriftlich deine wichtigsten Überlegungen und Zwischenerkenntnisse und schmiedest schrittweise dein ideales Forschungsdesign – lange bevor du in die konkrete Umsetzung deines Projekts einsteigst. (Hier kannst du noch mehr zum Führen eines Forschungsjournals und seiner Vorteile für deine Doktorarbeit nachlesen!)

Mein wertvollster Tipp ist, vor allem in der Phase des Überblick-Verschaffens eine tägliche Kurzdokumentation in deinem Journal zur Routine zu machen. Stell dir am Ende jedes Arbeitstags folgende vier Fragen und beantworte sie in Stichworten oder in ein bis zwei Sätzen:

 

  1. Woran hast du heute gearbeitet, was hast du recherchiert oder gelesen?
  2. Was war dabei für dich neu, überraschend oder aufschlussreich?
  3. Was ist unklar geblieben, worüber solltest du noch mehr herausfinden?
  4. Welche konkreten Arbeitsaufträge ergeben sich daraus für dich, was sollte dein nächster Schritt sein?

 

Mit dieser simplen Methode sorgst du nicht nur für einen klaren Abschluss des Tages, sondern machst dir zudem deine wichtigsten Zwischenergebnisse und daraus folgenden Aufgaben bewusst.

So behältst du immer im Blick, wo du gerade stehst und wohin die Reise von hier aus weitergeht. Schon bald wirst du absolute Klarheit über das wesentliche Thema deiner Doktorarbeit haben und nichts wird dich mehr aufhalten können!

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