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Projektplanung + Struktur
10.01.2023

Was dir klar sein muss, bevor du mit deiner Datenerhebung beginnst

 

Was ist der Kern eines empirischen Forschungsprojekts?

Na klar, die Auswertungen und Analysen des zuvor definierten Untersuchungsgegenstands!

Sie ermöglichen dir, dich als ExpertIn zu einer Forschungsfrage zu positionieren, Neues dazu herauszufinden und so deinem Fachbereich ein wichtiges Puzzlesteinchen an Erkenntnis und Wissen hinzuzufügen.

Aber um das erfolgreich umzusetzen, gibt es einiges zu berücksichtigen – und besonders einen Fehler sehe ich dabei bei meinen KundInnen immer und immer wieder.

Welcher das ist – und wie DU ihn in deinem Dissertationsprojekt vermeidest, erfährst du hier.

In diesem Artikel zeige ich dir

  • wie Datenerhebung und -auswertung in einem empirischen Forschungsprojekt zusammenspielen,
  • wie unüberlegte Datenerhebung zum Stolperstein bei der Auswertung werden kann
  • und worüber du vor diesem Hintergrund unbedingt Klarheit benötigst, BEVOR du mit deiner Datenerhebung beginnst.

WissenschaftlerInnen brauchen Untersuchungsmaterial wie Wandersleute ihre Wegkarten und Kompässe. Ohne Daten oder Quellen, die wissenschaftlich ausgewertet, analysiert und interpretiert werden könnten, kann schließlich keine Forschung durchgeführt werden.

Das bedeutet, dass in einem empirischen Forschungsprojekt Datenmaterial zum einen bedacht erhoben und zum anderen ebenso bedacht ausgewertet werden muss.

Aber dabei wird eines häufig vergessen: gerade dieses Zusammenspiel zwischen Erhebung und Auswertung ist ein empfindliches, das – wenn nicht ausreichend sorgsam überlegt – ein Forschungsprojekt unerwartet kompliziert machen oder sogar zum Scheitern bringen kann.

Aber keine Sorge, der Sinn dieses Blogartikels soll natürlich nicht sein, hier nur unheilvolle Angstmacherei zu betreiben 😉

Sehen wir uns doch also gleich an, was ich damit meine – und wie du die entsprechenden Überlegungen von Anfang an richtig in dein Projekt einfließen lässt!

1. Welche Entscheidungen die Erhebung deiner Untersuchungsdaten grundsätzlich beeinflussen

 

Ob du willst oder nicht: bereits bei der Erhebung deines Untersuchungsgegenstands greifst du – bewusst sowie unbewusst – in die Datenbasis ein, auf der du anschließend deine Auswertungen und Analysen aufbauen wirst.

 

Dieser Eingriff passiert etwa über:

  • Die Wahl der Fragestellung und Zielsetzung deiner Forschung, die eine Auseinandersetzung mit bestimmten Inhalten, Quellen und Daten nötig machen wird.
  • Die Entscheidung für eine bestimmte Forschungsmethode, die das dafür in Betracht kommende Untersuchungsmaterial konkretisiert.
  • Das Ein- bzw. Ausschließen bestimmter Quellen oder Daten, die du berücksichtigen und untersuchen wirst (etwa über die Konzentration auf einen abgegrenzten Untersuchungszeitraum oder die Wahl bestimmter InterviewpartnerInnen).
  • Das Ausschließen bestimmter Quellen oder Daten, die dir aus irgendwelchen Gründen nicht zugänglich sind oder nicht adäquat von dir erhoben werden können.

 

Du siehst: bereits lange bevor du in die Auswertung gehst, triffst du eine Vielzahl an Entscheidungen, die das konkrete Untersuchungsmaterial, mit dem du dich letztlich auseinandersetzen wirst, maßgeblich beeinflussen. Manche dieser Entscheidungen triffst du bewusst und überlegt, manche unbewusst, intuitiv oder auch notgedrungen.

Und ich würde vermuten: wahrscheinlich hast auch DU viele dieser Entscheidungen bereits bedacht und in die Planung deines Dissertationsprojekts einfließen lassen.

Nun fühlst du dich gut gewappnet, um tatsächlich in die Erhebung deines Untersuchungsmaterials zu gehen, etwa also deine Interviews, Umfragen oder Beobachtungen durchzuführen – wird doch auch langsam Zeit, oder?!

Aber dabei gibt es einen Knackpunkt zu beachten, den viele Promovierende zu leichtfertig übergehen: am Ende des Tages wirst du nur auswerten und analysieren können, was du an Untersuchungsmaterial tatsächlich erhoben hast.

Und die Materialbasis, mit der du später in deine Auswertung und Analyse gehen wirst, ist auch jetzt noch sehr offen und mit vielen Variablen versehen.

Wenn du die Überlegungen zur Erhebung deines Untersuchungsgegenstandes also zu frühzeitig für abgeschlossen erklärst und direkt in die Erhebung springst, könntest du dein Projekt und die Aussagekraft deiner Ergebnisse (und damit deines gesamten Dissertationsprojekts) empfindlich limitieren – und das willst du unbedingt vermeiden!

Sehen wir uns diese Herausforderung und ihre möglichen Auswirkungen auf dein Forschungsprojekt doch einmal näher an.

2. Wie sich die Erhebung von Untersuchungsdaten auf ihre spätere Auswertung auswirken wird

 

„Ich denke, ich sollte jetzt einfach mal meine Interviews führen und dann weitersehen!“

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz in Coachinggesprächen schon gehört habe. „Hauptsache mal Datenmaterial im Kasten!“ scheinen sich viele zu denken – dann ist doch die halbe Miete sicher schon gewonnen!

Dabei könnte tatsächlich nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein!

Denn was du bedenken musst: in einem empirischen Forschungsprojekt bist du, sobald deine Datenerhebung abgeschlossen ist, weitgehend an dieses Datenmaterial gebunden.

Hast du etwa eine Umfrage, Interviews oder Beobachtungen durchgeführt, hast du für deine Auswertungen nur jenes Material zur Verfügung, das du eben erhoben hast. Egal wie sinnvoll, überlegt und zielgerichtet es erhoben wurde!

Solltest du im Lauf der späteren Auswertung feststellen, dass in deinem Datenmaterial wichtige Inhalte fehlen, die zur Beantwortung deiner Forschungsfrage nötig oder wertvoll gewesen wären, kannst du diese nachträglich kaum mehr ergänzen oder hinzuziehen.

Kein Wunder also, dass einer der zweithäufigsten Sätze, die ich vor allem in Gesprächen mit neuen CoachingkundInnen höre, ist: „Dieser Aspekt meines Themas wäre im Nachhinein gesehen total spannend gewesen, aber leider habe ich dazu keine Frage in meinen Interviews gestellt!“

Wie ärgerlich – jetzt hast du so viel Arbeit in die Erhebung deines Untersuchungsmaterials gesteckt und letztlich erst recht nicht die Aussagen gewonnen, die am ergiebigsten gewesen wären 🙁

Wir halten also einmal fest: mit einer (zu) unbedacht durchgeführten Datenerhebung limitierst du dich in deinem weiteren Vorgehen möglicherweise so nachhaltig, dass dein gesamtes Forschungsvorhaben nicht wie geplant umsetzbar ist – weil dir schlichtweg das Material fehlt, um zu bestimmten Fragen klare und handfeste Aussagen treffen zu können.

Denn auch riesige Mengen an Daten nützen dir nichts, wenn sie zu entscheidenden Fragen nur unspezifische, oberflächliche oder – noch schlimmer – gar keine Aussagen liefern.

3. Was du unbedingt VOR der Erhebung deiner Untersuchungsdaten festlegen solltest

 

Für dich bedeutet das: die unerlässliche Voraussetzung für deine Datenerhebung ist Klarheit über die darauf folgende Auswertung!

Bevor du in die Erhebung deiner Daten gehst, solltest du ein möglichst solides Bild davon haben, wie du diese Daten praktisch weiterverarbeiten willst und was du darin konkret benötigen wirst.

Auf welche spezifischen Fragen oder Themenaspekte willst du dich in der Auswertung stützen?

Wie hast du vor, die Auswertung ganz praktisch durchzuführen?

Achtung: Antworten wie „Inhaltsanalyse nach Mayring/Kuckartz/…“ oder ähnliches greifen hier zu kurz!

Spul‘ dich gedanklich vielmehr an den Punkt in die Zukunft, an dem du tatsächlich vor deinen transkribierten Interviewdaten sitzt – wie wirst du dann ganz konkret vorgehen müssen, um ihnen brauchbare Ergebnisse zu entlocken? Welche konkreten Kategorien wirst du etwa innerhalb deines Datenmaterials untersuchen und analysieren müssen, um daraus abgeleitet deine Forschungsfragen beantworten zu können?

Puh, das fällt dir gar nicht mal so leicht…?!

Dann hol dir zuerst meinen kostenlosen 3-Schritte-Plan für die Dissertation und konzipiere damit ein Forschungsvorhaben, das auf das Wesentliche fokussiert UND zielgerichtet umsetzbar ist!

Ja, das brauch ich!

Du wirst sehen: dieses Vorgehen wird die Erhebung deiner Daten nochmal um ein Vielfaches prägnanter und überlegter machen, als sie bisher bereits war.

Du verlässt dich nicht mehr einfach darauf, dass du aus möglichst vielen angerissenen Themenfeldern schon „genug Brauchbares“ ziehen wirst, sondern konzentrierst dich von vornherein auf wenige ausgewählte Bereiche, die du über deine Datenerhebung gezielt in die Tiefe erörterst.

Du notierst in einem Beobachtungsbogen nicht mehr nur nach Gefühl, was dir in der jeweiligen Situation alles interessant erscheint, sondern widmest deine gesamte Aufmerksamkeit einigen zuvor ausgewählten Aspekten – und erkennst darin plötzlich viel mehr!

Du überlässt es nicht mehr dem Zufall, ob sich deine GesprächspartnerInnen zu einer bestimmten Thematik äußern werden, sondern siehst schon in deinem Interviewleitfaden genau jene Fragen vor, über die du die benötigten Antworten sicher bekommen wirst.

Die Auswertung deines Untersuchungsmaterials wird damit nicht einfach nur Folge deiner Erhebung – sondern ihr seriöser Ausgangspunkt.

4. Aber was, wenn ich all das jetzt noch nicht abschätzen kann?!

 

Du bist nicht sicher, welche Inhalte für deine spätere Auswertung wirklich Gehalt haben werden?

Du kannst nicht abschätzen, wie inhaltlich vielfältig und dicht die Antworten sein werden, die du von GesprächspartnerInnen erhältst oder die du im Rahmen von Beobachtungen oder Protokollen festhalten wirst?

Oder welche Analysekategorien du in einer Auswertung sinnvoll bearbeiten wirst können?

Dann habe ich hier noch einen letzten Tipp für dich: geh nicht gleich auf’s Ganze, sondern starte deine Datenerhebung erst einmal mit einem kleinen Sample – zB mit nur einem oder zwei repräsentativen Interviews!

Mit diesen Testdaten kannst du in eine provisorische Auswertung gehen und wirst so sehr schnell merken, ob du damit sinnvoll weiterarbeiten kannst oder die Erhebung deiner Gesamtdaten anders, präzisier oder differenzierter durchführen solltest!

Anstatt dich deiner eigenen Datenerhebung damit auf Gedeih und Verderben auszuliefern, hast du jetzt sicher die Zügel in der Hand und steuerst sowohl die Erhebung wie auch die Auswertung deines Untersuchungsmaterials vorausschauend und umsichtig – wie das professionelle WissenschaftlerInnen eben tun 🙂

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