Der richtige Aufbau einer Dissertation: Welche Abschnitte jede Doktorarbeit enthalten muss
Eine Dissertation ist vermutlich komplexer und umfangreicher als alle anderen wissenschaftlichen Texte, die du bisher geschrieben hast. Und eine Frage, die dabei von Beginn an im Raum steht, ist: Welche Inhalte und Abschnitte müssen hier überhaupt enthalten sein? Wie lässt sich ein so umfangreicher Text richtig gliedern? Und gibt es überhaupt den einen „richtigen“ Aufbau für eine Dissertation?
Ja, den gibt es tatsächlich – und ich verrate dir schon jetzt: es ist gar keine Hexerei, ihn richtig hinzukriegen!
In diesem Artikel zeige ich dir
- welche Arten von Dissertationen es gibt und wie sie aufgebaut werden
- warum vor allem der Aufbau monographischer Dissertationen so individuell erscheint,
- und welche Abschnitte JEDE Dissertation enthalten muss – ganz egal in welcher Disziplin sie geschrieben wird.
Monographische oder kumulative Dissertation?
Bevor wir uns dem idealen Textaufbau einer Dissertation widmen, gibt es eine wichtige Frage zu klären: nämlich jene, welche Form deine Dissertation überhaupt haben soll.
Du hast sicher schon von monographischen und kumulativen Dissertationen gehört. Aber was ist hier nochmal der Unterschied…?
- Eine monographische Dissertation schreibst du, wenn du eine durchlaufende Abhandlung zu einem gewählten Fachthema verfasst. Du wählst also eine Fragestellung und beantwortest diese in einer einzigen, entsprechend umfangreichen Arbeit.
- Eine kumulative Dissertation bedeutet das Verfassen mehrerer Fachartikel zu einem übergeordneten Thema. Die einzelnen Artikel (oft auch Papers genannt) publizierst du bereits während deines Doktoratsstudiums nach und nach in Fachjournalen oder ähnlichen Publikationen. In der Dissertation werden sie nochmals zusammengestellt und mit einer verbindenden Einleitung und einem Fazit versehen.
Bevor du dich also detaillierter mit Fragen des Textaufbaus beschäftigst, solltest du festlegen, welche Form deine Dissertation überhaupt haben soll. (Wie du eine umsichtige Entscheidung triffst, welche Form für dich und dein Projekt am besten geeignet ist, erfährst du im Blogartikel „Monographische vs. kumulative Dissertation: Wofür DU dich entscheiden solltest“.)
Aufbau einer kumulativen Dissertation
Die Gliederung einer kumulativen Dissertation ist eigentlich schnell erklärt.
Eine kumulative Dissertation enthält zu Beginn eine Einleitung, die erläutert, welchen Fragen im Rahmen dieses Forschungsvorhabens nachgegangen wird und welches Ziel hier verfolgt wird. Die Einleitung kann auch Definitionen und theoretische Grundlagen enthalten oder das Quellen- oder Datenmaterial ausführlich vorstellen, das in den einzelnen Papers bearbeitet wird.
Anschließend findet sich eine Auflistung der einzelnen Papers – inklusive der jeweiligen Angaben zum Publikationsort und aktuellen Publikationsstatus. Ob du die einzelnen Papers im Volltext in deine Dissertation mitaufnimmst, oder hier nur zusammenfassend präsentierst, solltest du mit deiner Betreuungsperson absprechen – je nach Disziplin sowie Art und Umfang der einzelnen Publikationen gibt es dazu nämlich etwas unterschiedliche Handhabungen.
In jedem Fall werden zum Schluss der Dissertation im Rahmen einer abschließenden Diskussion die wichtigsten Ergebnisse der einzelnen Papers zusammengeführt und in Hinblick auf die übergeordnete Forschungsfrage diskutiert. So wird für LeserInnen ersichtlich, wie die einzelnen Papers zur Beantwortung der Forschungsfrage beigetragen haben und diese aus verschiedenen Perspektiven beleuchten konnten.
Einleitungen und Diskussion stellen damit den Rahmen dar, der die einzelnen Publikationen miteinander in Verbindung setzt und sie zu einem Teil eines übergeordneten Forschungsvorhabens werden lässt.
Um diesen Textkörper herum finden sich in einer kumulativen Dissertation in der Regel noch Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Abstract und ähnliche formale Abschnitte. Da es von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedliche Vorgaben geben kann, würde ich dir empfehlen, dazu immer die Promotionsordnung deiner Hochschule zu konsultieren.
Du siehst hier aber jedenfalls schon: der Aufbau einer kumulativen Dissertation ist ziemlich klar vorgegeben und du hast hier ein gutes Grundgerüst, an dem du dich orientieren kannst.
Dahingegen ist der Aufbau einer monographischen Dissertation etwas kniffliger, denn dieser kann von Arbeit zu Arbeit stark variieren.
Du verlierst dich gefühlt von Tag zu Tag mehr in deinem eigenen Dissertationsprojekt? Keine Panik!
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Aufbau einer monographischen Dissertation
Der Weg zum Inhaltsverzeichnis für die Dissertation kann schon die erste Zerreißprobe sein. Das ist auch der Grund, warum viele Promovierende das Erstellen ihrer ersten Textgliederung lange vor sich herschieben. Denn wie lässt sich ein Text im Umfang von mehreren hundert Seiten überhaupt sinnvoll aufbauen und gliedern?
Auch Googeln und der Vergleich mit anderen Dissertationen liefern dazu oft kaum Hilfestellungen – zu unterschiedlich scheint der „typische“ Aufbau einer Dissertation in unterschiedlichen Fächern zu sein. Und auch innerhalb einer Disziplin kann es für unterschiedliche Arten von Forschungsarbeiten einen ganz unterschiedlichen Textaufbau geben.
„Puh, klingt ja ganz schön kompliziert…“, denkst du jetzt vielleicht.
Aber nein, alles nicht so wild 😉
Generell lässt sich festhalten, dass Dissertationen in naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen einem eher strikten Aufbau folgen (in der Regel dem sogenannten IMRAD-Schema: Introduction, Methods, Results and Discussion), während Dissertationen zum Beispiel in den Geisteswissenschaften oder Sozialwissenschaften individueller aufgebaut sein können.
Aber tatsächlich ist der Aufbau einer monographischen Dissertation gar nicht so individuell, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussieht. Durch den Text JEDER Dissertation verlaufen nämlich die immer gleichen vier inhaltlichen Linien.
Diese Abschnitte, die sich in jeder Dissertation wiederfinden (bzw. wiederfinden sollten), sind:
- Einleitung: Worum geht es in dieser Forschungsarbeit? Welches Ziel wird verfolgt? Welche Fragen sollen beantwortet werden?
- Theorie: Auf welchem etablierten Wissen baut diese Arbeit auf? Was liegt bereits zum Thema vor? Welche Begriffe, Konzepte, Modelle oder Diskurse sind die Grundlage dieser Forschungsarbeit?
- Eigenständige Forschung: Was wurde in dieser Forschungsarbeit konkret gemacht? Welche Art der Untersuchung oder Analyse wurde durchgeführt? Wie wurde dabei vorgegangen? Welcher Forschungsgegenstand wurde dabei bearbeitet – und wie wurde er bearbeitet? Was hat die Untersuchung gezeigt?
- Fazit: Was ist das abschließende Ergebnis der Forschungsarbeit? Wie lautet die Antwort auf die Forschungsfrage? Und was sagt uns das nun alles?
Egal also, ob du im Rahmen deiner Promotion ein Experiment in der Radiologietechnologie durchführst, eine quantitative Studie in den Gesundheitswissenschaften oder die Analyse eines literarischen Werks: diese vier inhaltlichen Säulen muss jede Dissertation enthalten.
Warum die Inhaltsverzeichnisse verschiedener Dissertation nun trotzdem so unterschiedlich daherkommen?
Das hat mehrere Gründe:
- Die Bezeichnung einzelner Abschnitte ist nicht einheitlich festgeschrieben: ob du also dein letztes Kapitel nun Fazit, Diskussion, Conclusio oder Schlussbetrachtung nennst, bleibt weitgehend dir als AutorIn überlassen.
- Darüber hinaus wählen die meisten Promovierenden vor allem in den Textteilen „Theorie“ und „Eigenständige Forschung“ in der Regel sprechende Überschriften, die etwas Konkretes über den Kapitelinhalt verraten – kaum eine Dissertation wird also ein Kapitel mit der Überschrift „Theorie“ enthalten.
- Je nach Art der eigenen Forschung kann es auch sinnvoll und nötig sein, eigene Abschnitte etwa zum Forschungsgegenstand, der Methodik, zu Forschungsergebnissen oder anderen Inhalten vorzusehen.
Alles das sind Gründe, warum die Inhaltsverzeichnisse verschiedener Dissertationen so aussehen, als hätten sie alle einen völlig unterschiedlichen Aufbau.
Aber du blickst jetzt hinter den Vorhang und weißt, welche Abschnitte und Inhalte auch in deiner Dissertation auf jeden Fall enthalten sein müssen.
Diesen Aufbau zu kennen und zu berücksichtigen, erleichtert dir nämlich auch das Konzipieren und Schreiben deiner Dissertation!
Um die Gliederung deiner Dissertation zu planen, legst du also am besten im ersten Schritt fest, welche Inhalte du in den vier Abschnitten deines Textes Einleitung – Theorie – Eigenständige Forschung – Fazit grundsätzlich präsentieren willst. So bringst du die Inhalte deiner Dissertation von Beginn an in eine stimmige Form und übersiehst sicher nichts Wesentliches!
Und wie es anschließend weitergeht, erfährst du im Blogartikel „Forschen und Schreiben in der Dissertation: In welcher Reihenfolge die Kapitel einer Dissertation geschrieben werden sollten“ 🙂
Wie du eine verlässliche Gliederung deiner Dissertation und ihrer einzelnen Kapitel oder Papers entwickelst und deinen Text mit System zu Papier bringst, zeige ich dir übrigens Schritt für Schritt in meinem Onlinekurs „Forschung schreiben. Die Formel für klare und überzeugende Fachtexte“.
Über meinen Newsletter informiere ich dich gerne, sobald der Kurs das nächste Mal an den Start geht!