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Schreibstrategien und -techniken
23.11.2020

3 Wege zu kraftvollen und authentischen Wissenschaftstexten

 

In wissenschaftlichen Projekten kommt Einiges zusammen: aufwendige Recherchen, komplexe Fachinhalte, Unmengen an Quellen, Daten und Literatur…

Wenn es dann an die eigene Textproduktion geht, fühlen sich viele WissenschaftlerInnen unter Druck: schließlich fließen hier all das Wissen und all die Kompetenz zusammen, die sie zuvor so engagiert erworben haben – ufff!

Auch wenn es also verständlich ist, dass du dir viel von deinem eigenen Text erwartest, willst du dich nicht von blockierenden, demotivierenden Ansprüchen ausbremsen lassen.

Hier verrate ich dir deshalb drei Strategien für einen guten wissenschaftlichen Schreibstil. Mit diesen werden auch deine wissenschaftlichen Texte garantiert authentisch, ausdrucksstark und prägnant – und du zweifelst nie wieder, wie du deine Gedanken aufs Blatt bringst.

In diesem Artikel zeige ich dir

  • wie du kraftvolle Texte schreibst, mit denen du wirklich auf den Punkt kommst,
  • dass es mitunter nichts bringt, dich an publizierten Texten zu orientieren,
  • und warum eine klare Sprache das A und O von wissenschaftlichen Texten ist.

Wie du einen guten wissenschaftlichen Schreibstil findest und damit deine Texte optimierst.

 

1. LÖS DICH VON IRREFÜHRENDEN VORBILDERN

 

„Die wissenschaftlichen Texte, die ich von anderen lese, sind so gut – ich weiß gar nicht, wie ich da mithalten soll!“

Vielleicht empfindest auch du die Lektüre von fremden wissenschaftlichen Arbeiten manchmal einschüchternd und demotivierend. Hast das Gefühl, dass du hier nie richtig dazugehören wirst, wenn dein eigenes Schreiben eher holprig verläuft.

Aber weißt du, was du nicht weißt? Welchen Entstehungsprozess die Texte hinter sich haben, die du liest und an denen du deine eigenen Texte misst.

Denn ich verrate dir jetzt ein gut gehütetes Geheimnis: niemand, wirklich niemand schreibt komplexe Arbeiten einfach so in einem Rutsch runter und schickt sie dann an den Verlag.

Du siehst einem Text nicht an, wie zügig oder mühevoll er entstanden ist, wieviel Zeit, Energie, Schweiß und Tränen er seinen Autor oder seine Autorin gekostet hat. Oft steckt gerade in jenen Texten die meiste Arbeit, die so leichtfüßig daherkommen, als wären sie jemandem ganz selbstverständlich aus der Feder geflossen.

Was heißt das nun für dich?

Punkt Eins: es bringt überhaupt nichts, dich an der Qualität der Texte zu messen, die du liest. Du siehst dort ein finales Schreibprodukt, während du dich beim Schreiben mit einem Schreibprozess auseinandersetzen musst – und das sind zwei grundverschiedene Dinge! (Du fragst dich, wie du deinen Schreibprozess unterstützen kannst? Dazu findest du hier mehr: 5 Schreibgewohnheiten, die du als WissenschaftlerIn etablieren solltest)

Punkt Zwei: Du kannst fremde Texte dennoch als motivierende Vorbilder nutzen und damit unterstützen, dass auch dein wissenschaftlicher Schreibstil mit der Zeit immer kraftvoller wird. Nimm bewusst wahr, was dir an bestimmten Texten imponiert (die argumentative Vorgehensweise, der sprachliche Ausdruck, die schlüssige LeserInnenführung,…) und schau doch einmal, wie du das eine oder andere davon auch in deinen nächsten Text bewusst einfließen lassen kannst.

 

2. LÖS DICH VON UNGEEIGNETEN STRATEGIEN DER TEXTPRODUKTION

 

Einer der häufigsten Fehler, den ich bei meinen KundInnen sehe – und einer, dem ich selbst jahrelang verfallen war! – ist, generell zu denken, dass ein Text im allerersten Rutsch vollständig und perfekt aufs Blatt gegossen werden muss. Wir stellen den Anspruch nichts mehr in einem Satz verändern zu müssen, sobald der Punkt gesetzt ist.

Wir fragen uns: Ist das Geschriebene inhaltlich korrekt? Müsste noch etwas ergänzt werden? Sind die gewählten Formulierungen passend? Oder lieber doch noch einmal zurück zum Anfang und von Neuem beginnen…?

Und solange wir diese ideale Form eines Satzes nicht ausgetüftelt haben, können wir nicht zum nächsten Satz übergehen.

Das Problem dabei ist: Zweifel wie diese wirken sich blockierend auf unseren Schreibfluss aus. Wir stoppen regelmäßig, versuchen mitten im Satz zu korrigieren, zu präzisieren und zu verdichten und bringen uns damit immer wieder aus dem Rhythmus.

Das macht gerade wissenschaftliches Schreiben oft nicht nur mühevoll und langwierig, sondern schlichtweg frustrierend.

Die Lösung? 

Versuch dich davon zu verabschieden, die erste Version deines Textes perfekt und vollständig aufs Blatt bringen zu müssen.

Der Zweck eines ersten Rohtextes ist nur, da zu sein und dir als Grundlage für eine weitere inhaltliche, strukturelle und stilistische Überarbeitung zu dienen. Denn: wo nichts ist, kann auch nichts bearbeitet werden!

Konzentriere dich also zu allererst darauf, die inhaltlichen Überlegungen, die du in einem Kapitel oder Unterkapitel thematisieren willst, niederzuschreiben. In der Regel hast du alle nötigen Ideen und Verbindungen dafür schon längst im Kopf.

Notier dir – wenn es dir hilft – in einigen Stichworten, welche Punkte dieser Textteil beinhalten soll und fang dann an zu schreiben, als würdest du jemandem ganz zwanglos über das Thema erzählen.

Erst wenn du alle nötigen Inhalte aufs Blatt gebracht hast, geh deinen Text erneut durch, um ggf. Inhalte zu ergänzen, zu straffen, umzuformulieren und mit Quellen und Literatur anzureichern – und deinem Text so schrittweise seinen Feinschliff zu verpassen.

Du wirst sehen: ein Text, den du in dieser Vorgehensweise verfasst – also entlang deiner eigenen Denklogik, anstatt als Patchwork von abgehackten Einzelgedanken –, ist auch für deine LeserInnen deutlich einfacher zu verfolgen.

Und ganz nebenbei unterstützt dich die lockere Schreibhaltung dabei, einen klaren und präzisen Schreibstil zu wählen und wirklich auf den Punkt zu bringen, worum es dir geht.

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3. LÖS DICH VON FALSCHER EITELKEIT

 

„Klare und präzise Sprache“ ist auch schon das Stichwort für den letzten Punkt dieses Artikels.

Denn es gibt ein Gespenst, das seit jeher durch die Wissenschaftswelt geistert: unnötig lange Sätze, unnötig verschwurbelte Formulierungen, unnötig komplizierte Ausdrucksweisen – das alles mit dem Anspruch klug und intellektuell zu erscheinen. Aber das muss doch nicht sein!

Jeder noch so komplizierte Sachverhalt lässt sich mit klarer, präziser Sprache erklären – und das macht den Wert deiner wissenschaftlichen Arbeit nicht geringer, sondern umso höher.

Wenn deine LeserInnen nämlich nicht verstehen, was du ihnen eigentlich sagen wolltest – dann läuft dein Text an seiner elementaren Funktion vorbei. Und in der Wissenschaft kannst und willst du dir das nicht erlauben!

Noch viel problematischer ist es übrigens, wenn du selbst aus dem Blick verlierst, was du mit deinen Sätzen wirklich ausdrücken wolltest.

Zu schnell passiert es, dass du dich unbewusst hinter pseudo-intellektuellen Formulierungen „versteckst“ und insgeheim hoffst, dass es keiner merken wird. Dass deine LeserInnen einfach annehmen werden, sie selbst seien wohl zu blöd, um hier deinen hochkomplexen Ausführungen folgen zu können.

Tatsächlich ist es so: du selbst solltest jeden Satz, den du schreibst, bei Bedarf auch mit anderen Worten ausdrücken und erklären können. Wenn du das nicht kannst, dann kommt jetzt eine – ich geb’s zu – unbequeme Offenbarung: der Inhalt ist nicht „zu komplex“ für klarere Worte, du hast ihn nur noch nicht gut genug verstanden!

Am besten solltest du dir einen noch tieferen Einblick in dein Thema oder einen bestimmten Aspekt davon verschaffen und dann noch einmal in den Text hineingehen.

Bring dich auf den Kernpunkt deiner Aussagen zurück und frag dich: wie kann ich das, was ich hier ausdrücken will, noch einfacher und klarer sagen? Wie kann ich absolut unmissverständlich machen, was hier meine Aussage ist? DAS macht einen guten wissenschaftlichen Schreibstil wirklich aus.

Und damit schließen wir hier ganz im Sinne von Antoine de Saint-Exupéry:

Perfektion ist nicht erreicht, wenn es nichts mehr Hinzuzufügen gibt, sondern wenn es nichts mehr Wegzulassen gibt.

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