Monographische vs. kumulative Dissertation: Wofür DU dich entscheiden solltest
Eine der ersten und grundlegendsten Fragen, die du in deinem Dissertationsprojekt entscheiden musst, ist: monographisch oder kumulativ promovieren?
Wahrscheinlich kennst du die diesbezügliche Konvention in deiner Disziplin – denn kaum ein Thema spaltet die Wissenschaftswelt so deutlich wie dieses in zwei Lager.
Aber was ist denn nun besser – oder anders: was ist besser für DICH und dein individuelles Projekt?!
Sehen wir es uns gemeinsam an…
In diesem Artikel zeige ich dir:
- was der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Formen von Dissertationen ist
- wann sich eher das eine und wann eher das andere anbietet
- und wie DU die richtige Herangehensweise an dein Projekt festlegst – abseits von kategorischen Vorschriften.
Der Unterschied zwischen einer monographischen und einer kumulativen Dissertation
Fangen wir doch ganz am Anfang an: bei der Frage, was überhaupt der Unterschied zwischen einer monographischen und einer kumulativen Arbeit ist.
Eine monographische Dissertation schreibst du, wenn du eine durchlaufende Abhandlung zu einem gewählten Fachthema verfasst. Du wählst also eine Fragestellung und beantwortest diese in einer einzigen, entsprechend umfangreichen Arbeit.
Eine kumulative Dissertation bedeutet das Verfassen mehrerer Fachartikel zu einem übergeordneten Thema. Die einzelnen Artikel (oft auch Papers genannt) publizierst du bereits während deines Doktoratsstudiums nach und nach in Fachjournalen oder ähnlichen Publikationen. In der Dissertation werden sie nochmals zusammengestellt und mit einer verbindenden Einleitung und einem Fazit versehen.
Keine dieser beiden Herangehensweisen ist per se besser oder schlechter.
Aber in den allermeisten Disziplinen gibt es dennoch Präferenzen für die eine oder die andere: während monographische Arbeiten etwa in geisteswissenschaftlichen oder juristischen Fächern einen besseren Ruf genießen, sind in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern kumulative Dissertationen gängiger und höher angesehen.
Auch du hast vielleicht schon erlebt, dass die kategorische Haltung deines Fachumfelds zu dieser Frage scheinbar nur eine einzige Entscheidung zulässt.
Wenn aber die Form deiner Doktorarbeit dir und deiner Forschung nicht entspricht – und das vielleicht auch der Grund ist, wieso dein Projekt schleppender verläuft, als du es dir wünscht – lohnt es sich absolut, hier noch einmal genauer hinzusehen.
Denn es gibt in dieser Frage viel mehr zu berücksichtigen als nur die jeweilige Fachtradition!
Damit kommen wir auch schon zum zweiten Punkt dieses Artikels: wann empfiehlt sich denn nun eher eine monographische, wann eher eine kumulative Dissertation?
So findest du heraus, welche Dissertationsform besser für dich geeignet ist
Die inhaltliche Ebene deines Forschungsthemas
Um zu entscheiden, welche Form für deine Dissertation ideal ist, solltest du zum ersten die inhaltliche Ebene deines Forschungsthemas berücksichtigen.
Für die Entscheidung für eine monographische Dissertation würde unter anderem Folgendes sprechen:
- Deine Arbeit liegt im Bereich der Grundlagenforschung: Du arbeitest mit einem großen Daten- oder Materialkorpus, den du zuerst selbst erfassen, kategorisieren und analysieren musst und der im Folgenden die Grundlage deiner gesamten weiteren Ausführungen darstellen wird.
- Dein Forschungsthema läuft auf einen komplexen Kernpunkt zu, der einer ausführlichen und schrittweisen LeserInnenführung durch den Text bedarf.
- Die einzelnen Teilaspekte, aus denen sich dein Thema zusammensetzt, sind eng miteinander verzahnt. Sie voneinander zu entzerren, macht deine Aussagen potentiell weniger relevant oder schlechter nachvollziehbar.
Für die Entscheidung für eine kumulative Dissertation würde hingegen eher Folgendes sprechen:
- Dein Forschungsthema ist sehr schnelllebig und es wird in kurzer Zeit viel Neues dazu publiziert.
- Deine Erkenntnisse müssen rasch in die Community überliefert werden – sonst läufst du Gefahr, dass sie veralten.
- Du beleuchtest dein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, die voneinander getrennt behandelt werden können, zB über unterschiedliche Quellen. (Beachte dabei nur, dass die Einzelpublikationen für sich alleine genommen vollständig und verständlich sein müssen, aber gleichzeitig im Gesamttext deiner Dissertation nicht allzu viele Redundanzen entstehen sollten.)
Der Entscheidungsgrund für eine kumulative Dissertation sollte übrigens nicht sein, dass dein Thema mehrere interessante Aspekte hat, die du nicht so recht miteinander in Verbindung bringen kannst. Mit anderen Worten: Die Wahl für eine kumulative Dissertation sollte nicht darin begründet liegen, dass du dich vor der notwendigen Zentrierung deines Themas scheust!
Finde besser zuerst Klarheit über den Kern, die Quintessenz deines Themas und entscheide dann von Neuem, welche Form dein Dissertationsprojekt nun haben sollte. (Warum diese Reihenfolge deiner Schritte so wichtig ist, erkläre ich dir übrigens hier!)
Du verlierst dich gefühlt von Tag zu Tag mehr in deinem eigenen Dissertationsprojekt? Keine Panik!
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Deine persönliche Arbeitsweise
In einem zweiten Schritt solltest du auch deine persönliche Herangehensweise an das Projekt „Doktorarbeit“ berücksichtigen. Was brauchst DU, um konsequent und zielgerichtet arbeiten zu können?
Auch hier gibt es wiederum Faktoren, die eher die Entscheidung für eine monographische Dissertation nahelegen:
- Es liegt dir persönlich mehr, dich auf einen großen Gesamttext zu konzentrieren, als dich immer wieder von Neuem auf kurze Textprojekte einstellen zu müssen.
- Du möchtest flexibel mit deinem Arbeits- und Zeitplan sein und jeweils dort in deinem Gesamtprojekt weiterarbeiten, wo es für dich gerade am stimmigsten ist. Das bedeutet etwa auch Forschungsaufenthalte oä freier einteilen zu können.
- Du möchtest deine Dissertation später als eigenständige Publikation veröffentlichen. (Achtung: ein Manuskript, das in weiten Teilen bereits veröffentlicht ist – wie es im Fall einer kumulativen Dissertation üblich ist -, wird aus rechtlichen und vertrieblichen Gründen von Verlagen meist nicht mehr zur Publikation angenommen!)
Für eine kumulative Dissertation würde hingegen eher Folgendes sprechen:
- Es fällt dir leichter, den Überblick über mehrere kleine Textprojekte zu behalten, als über einen umfangreichen Gesamttext.
- Du arbeitest gerne Schritt für Schritt mit klar definierten Meilensteinen (Publikation 1 veröffentlicht, Publikation 2 eingereicht, Publikation 3 in Arbeit,…)
- Du bist noch nicht sicher, ob du das Projekt „Dissertation“ überhaupt abschließen willst und möchtest daher auch wertvolle Zwischenergebnisse sichern und verwerten.
Fazit
Du siehst: die Entscheidung für eine monographische oder kumulative Dissertation geht weit über die Frage hinaus, was in deiner Fachcommunity üblich ist oder präferiert wird.
Du solltest dich nur für die eine oder andere Form entscheiden, wenn diese für dich und dein Projekt tatsächlich ideal erscheint. Am Ende des Tages kannst nur du als Autor oder Autorin dieser Arbeit definieren, was für DEIN Projekt die gewinnbringendste Herangehensweise ist.
Vertrau aber darauf: mit den richtigen Gründen und Argumenten lässt sich jede Entscheidung auch nach außen vertreten! Dem Wert deiner Arbeit wird es keinen Abbruch tun, wenn du eine andere Linie einschlägst als in deiner Disziplin üblich – solange du diese Entscheidung überlegt und nachvollziehbar getroffen hast.