Ein überzeugendes Exposé für die Dissertation schreiben. Teil 1: Der (wahre) Sinn eines Exposés
„Das Exposé dient als Zusammenfassung des Forschungsvorhabens deiner Dissertation.“ – diese knappe Definition zum Begriff „Exposé“ ist weit verbreitet.
Und vielleicht hast auch du dich bisher beim Verfassen von Exposés an dieser Richtlinie orientiert – wenn dir auch nicht ganz klar war, was dann das Exposé von der Einleitung deiner Dissertation und dem Abstract unterscheiden soll…
Vielleicht hast du auch noch nie ein Exposé verfasst und stehst gerade jetzt zum ersten Mal vor dieser Herausforderung.
Egal was auf dich zutrifft, lass mich dir schon einmal eines verraten: nein, das Exposé deiner Dissertation dient NICHT nur dazu, in Kurzform dein Dissertationsvorhaben darzustellen.
Tatsächlich hat es eine VIEL wichtigere Aufgabe.
Und erst, wenn du dir diese (oft unbeachtete) Aufgabe richtig bewusst machst, kannst auch du überzeugende und erfolgreiche Exposés verfassen! Wie das Schreiben deines Exposés für die Dissertation also Schritt für Schritt geht, sehen wir uns hier gemeinsam an.
In diesem Artikel erfährst du
- welche wahre Aufgabe dein Exposé für dich und dein Projekt leistet
- welche Fragen du unbedingt beantworten können musst, bevor du dich ans Schreiben deines Exposés machst
- und wie du ein Exposé schreibst, das seine LeserInnen wirklich überzeugt.
Warum überhaupt ein Exposé schreiben?
Fangen wir einmal ganz am Anfang an: bei der Frage, wann bzw. wofür du als DoktorandIn überhaupt ein Exposé verfassen musst.
- An manchen Universitäten ist ein Exposé benötigt, um dein Dissertationsthema erst einmal offiziell anmelden zu können. Ausgehend von deinem Exposé (oft gekoppelt mit einer mündlichen Präsentation) wird von einem Komitee über die Seriosität deines Forschungsvorhabens entschieden und du erhältst das GO, dieses Thema als DoktorandIn zu bearbeiten.
- In der Regel ist ein Exposé auch im Zuge der Bewerbung für ein Stipendium oder strukturiertes Promotionsprogramm (etwa eine Graduate oder Doctoral School) verlangt.
- Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, ein Exposé zu verfassen, um dich damit bei potentiellen BetreuerInnen vorzustellen und ihnen dein geplantes Vorhaben zu präsentieren.
Aus dieser kurzen Darstellung geht jedenfalls schon eines hervor: ein Exposé ist viel mehr als eine bloße Zusammenfassung des Forschungsvorhabens deiner Dissertation.
Der Sinn eines Exposés ist nicht, dass jemand nach dem Lesen einfach nur verstanden hat, was du in deiner Dissertation planst zu tun.
Über ein Exposé VERKAUFST du dein Forschungsvorhaben.
Das wahre Ziel des Exposés ist, dass dein Leser oder deine LeserIn nach dem Lesen des Exposés eine Entscheidung trifft.
Und nicht nur irgendeine Entscheidung – sondern eine Entscheidung IN DEINEM INTERESSE.
Sei es das Zuerkennen von finanzieller Unterstützung für dein Projekt (etwa in Form eines Stipendiums oder einer Förderung), die Aufnahme in eine geschlossene Institution, oder die Zusage, dieses Thema als Betreuungsperson weiter zu begleiten.
Ein Exposé ist damit genau genommen ein Verkaufstext.
Und nur, wenn du ihn als solchen verstehst, konzipierst und schreibst, kann er sein Ziel verlässlich erfüllen.
Bevor es ans tatsächliche Schreiben geht, musst du dir aber zwei essentielle Fragen stellen (zwei Fragen, die bei jedem wissenschaftlichen Text wichtig sind, aber absolut unerlässlich bei einem Exposé!)
1.) Wer ist das anvisierte Publikum für diesen Text?
2.) Was willst du mit dem Text erreichen? Welche konkrete Entscheidung willst du bei deinen LeserInnen erwirken?
Du verlierst dich gefühlt von Tag zu Tag mehr in deinem eigenen Dissertationsprojekt? Keine Panik!
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Welches Publikum sprichst du mit dem Exposé deiner Dissertation an?
Dein gedachtes Lesepublikum zu kennen, ist eine essentielle Voraussetzung für das Verfassen von guten wissenschaftlichen Texten.
Und auch beim Schreiben deines Exposés musst dir zu aller erst bewusst machen, WER deine LeserInnen sein werden, was sie von dir und deinem Text brauchen und wie du sie optimal abholst, um sie am Ende richtig zu überzeugen.
Das Publikum deines Exposés kann nämlich ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem, ob du dich damit bei einer möglichen Betreuungsperson bewirbst oder dein Dissertationsthema einem Komitee deiner Fakultät zur Annahme vorlegst.
Im einen Fall wirst du davon ausgehen können, dass die gewünschte Betreuungsperson selbst ausgewiesene Expertin für das Thema ist.
Im anderen Fall wird das Komitee voraussichtlich aus Personen mit ganz unterschiedlichem Fachhintergrund bestehen, die mit dem Thema DEINES Dissertationsvorhabens vielleicht noch keinerlei Erfahrung haben. (Reichst du dein Thema etwa an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät deiner Universität ein, könnte das Komitee aus einem wilden Mix von ProfessorInnen der Kunstgeschichte, Zeitgeschichte, Archäologie, Byzantinistik und Numismatik bestehen.)
Der essentielle Schritt 1 beim Erstellen eines Exposés ist also immer, dich zu fragen, wer HIER deine spezifische LeserInnenschaft sein wird und welche Vorkenntnisse diese Menschen wohl zu deinem Fachthema mitbringen.
Welche Begriffe, Quellen, Theorien, Ansätze oder Modelle sind ihnen geläufig? Was kannst du bei ihnen als allgemein bekannt voraussetzen, wozu musst du ausführlichere Erklärungen liefern? Welche Informationen, die für dich ganz selbstverständlich sind, könnten für deine LeserInnen noch komplett neu sein? Was könnte sie verwirren und dazu führen, dass sie deinen Ausführungen nicht richtig folgen können?
Dir diese Fragen vorab zu stellen, ist unglaublich wichtig!
Denn du erinnerst dich: du willst deine LeserInnen überzeugen und ihnen dein Forschungsvorhaben richtig schmackhaft machen. Das bedeutet, dass du möglichst viele Unklarheiten oder Missverständnisse vorsorglich aus dem Weg räumen willst.
Warum das so wichtig ist, hat auch einen ganz simplen Grund: „A confused mind always says no.”
Ein Leser oder eine Leserin, die sich von deinem Text nicht richtig abgeholt fühlt und nach dem Lesen mehr Fragezeichen im Kopf hat als zuvor, wird sich immer GEGEN dich und dein Projekt aussprechen.
Diese aus der Marketingwelt bekannte Weisheit lässt sich auch auf das Verfassen eines Exposés übertragen.
Für dich bedeutet das also: Willst du deine Exposé-LeserInnen am Ende der Lektüre in der gewünschten Haltung haben (das heißt: hellauf begeistert von deinem Forschungsvorhaben und mit gezücktem Stift fragend „Wo kann ich meine Zusage unterschreiben?!“), musst du sie mit deinem Text dort abholen, wo sie stehen und aufmerksam durch deine Ausführungen leiten.
Welches Ziel verfolgst du mit dem Exposé deiner Dissertation?
Und das bringt uns auch schon direkt zur zweiten Frage, die du dir stellen musst, bevor du überhaupt zu schreiben beginnst: Welches konkrete Ziel verfolgst du mit deinem Exposé?
Dein Forschungsthema an der Universität anzumelden, wird auf anderem Weg zu erreichen sein, als die Koryphäe des Faches von einer Betreuungsvereinbarung zu überzeugen.
Die Annahme deines Projekts an einer Doctoral School ohne Finanzierungszusage wird auf anderem Weg zu erreichen sein als die Zuerkennung eines mehrjährigen, gut dotierten Promotionsstipendiums.
Je nachdem, welches Ziel du nämlich zu erreichen hoffst, wirst du bestimmte Inhalte deines Exposés stärker in den Vordergrund rücken müssen als andere.
Bei der ersten Kontaktaufnahme mit einer Betreuungsperson wirst du vielleicht dein geplantes, methodisches Vorgehen besonders ausführlich beleuchten wollen und demonstrieren, dass du fachlich fundiert und kompetent an dieses Projekt herangehst.
Bei der Bewerbung um ein Stipendium wirst du hingegen vor allem die Realisierbarkeit deines Vorhabens innerhalb eines bestimmten zeitlichen Rahmens aufzeigen wollen und die hohe Relevanz deines Forschungsvorhabens für deinen Fachbereich hervorstreichen.
Um das gewünschte Ziel mit deinem Text zu erreichen, musst du dich – wie schon zuvor in Hinblick auf deine anvisierte LeserInnenschaft – immer fragen, welche spezifischen Inhalte in deinem Exposé wie detailliert ausgeführt werden müssen.
Um ein wirklich erfolgreiches Exposé zu schreiben, wirst du es also je nach Anlass immer wieder leicht adaptieren müssen – einzelne Begriffe und Inhalte mal etwas ausführlicher erklären, deinen Fokus mal eher auf diesen oder einen anderen Aspekt deines Forschungsvorhabens legen.
ABER (bevor du jetzt verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlägst 😉 ): der grundsätzliche Aufbau des Textes bleibt dabei immer gleich!
Das Grobgerüst deines Exposés, das deine Ausführungen trägt, musst du nur einmal aufstellen – und kannst es danach je nach speziellem Anlass nur mehr ein wenig anpassen.
Wie du diesen Textaufbau nun richtig umsetzt und welche Teile in deinem Exposé auf keinen Fall fehlen sollten, das erfährst du in Teil 2 dieses Beitrags: