In 3 Schritten zur Publikation deiner Doktorarbeit bei einem Verlag
Es ist geschafft. Deine Forschung ist geleistet, das Manuskript deiner Doktorarbeit endlich im Fertigwerden. Jetzt soll es daran gehen, den Schritt in die Welt hinauszusetzen: du suchst einen Rahmen, in dem du deine Dissertation publizieren kannst.
Aber wie sollst du das angehen?
Anders als etwa bei der Publikation eines einzelnen Beitrags in einem Sammelwerk musst du dich im Fall einer Verlagspublikation intensiv mit Fragen zu Verlagswahl, Finanzierung und Verlagsleistungen auseinandersetzen und viele Entscheidungen eigenständig treffen – das kann ganz schön einschüchternd sein!
Als ehemalige Programmplanerin in einem Wissenschaftsverlag kann ich dir dazu aber ein paar wertvolle Empfehlungen mit auf den Weg geben: ich weiß nämlich, welche Publikationsanfragen bei Verlagen erfolgreich sind und welche nicht.
Wie die Schritte zur erfolgreichen Publikation deiner Dissertation ganz reibungslos ablaufen, erkläre ich dir deshalb hier!
In diesem Artikel zeige ich dir:
- wie du einen geeigneten Verlag für deine Publikation findest
- wie du professionell mit einem Verlag in Kontakt trittst und dein Manuskript vorschlägst
- und wie du die Leistungen und Konditionen verschiedener Verlage vergleichst und das für dich beste Angebot findest.
Schritt 1: Wie du einen geeigneten Verlag findest
Die meisten Verlage sind auf eine bestimmte Produktschiene spezialisiert. Bei Fachbuchverlagen geht diese Spezialisierung meist noch weiter in die Tiefe: Naturwissenschaften, Sprachen, Geschichte, Psychologie, Kunst, Recht, Medizin, Informatik, Theologie – für die verschiedensten Disziplinen gibt es einschlägige Verlage.
Versuch daher in einem ersten Schritt auszumachen, welche Verlage in deinem persönlichen Fachumfeld aktiv und renommiert sind.
Folgende Vorgehensweisen können dazu hilfreich sein:
- Stöbere in den Bibliotheken deines Fachbereichs und achte auf Verlage, auf die du hier wiederholt stößt.
- Recherchiere in den Publikationslisten von KollegInnen deiner Disziplin oder bitte KollegInnen sowie deine Betreuungsperson(en) persönlich nach ihren Publikationserfahrungen und -tipps.
- Frag deine Betreuungsperson(en) und FachkollegInnen auch um gezielte Hinweise, welche einschlägigen Publikationsreihen Dissertationen aufnehmen und recherchiere die entsprechenden HerausgeberInnen und Verlage.
- Achte auf Tagungen, Konferenzen, (Buch-)Messen und ähnlichen Veranstaltungen, welche Verlage dort präsent sind (z.B. in Form von Bücherständen, Inseraten oder Sponsorings).
So bekommst du ein erstes Gefühl dafür, welche Verlage in deinem Fachumfeld angesehen sind und auch für deine Publikation in Frage kommen könnten.
Hast du bereits 5-10 Verlage in die engere Wahl genommen, sieh dir einmal im Detail deren Websites und Online-Shops an.
Welche Programmbereiche finden sich dort? Wie viele andere Titel aus deinem unmittelbaren Themenumfeld gibt es im Verlagsprogramm? Stößt du auf bekannte und etablierte AutorInnen deines Fachnetzwerks? Gibt es einschlägige Publikationsreihen, in denen auch Dissertationen veröffentlicht werden?
Beobachtungen wie diese helfen dir, die programmatische Ausrichtung eines Verlags noch besser zu verstehen und ein Bild dafür zu bekommen, ob dein Titel dort in ein passendes Umfeld eingebettet sein könnte.
Denn genau danach solltest du suchen!
Warum das so wichtig ist, hat mehrere Gründe:
- Auffindbarkeit und Reichweite: Wo zahlreiche Publikationen zu einem übergeordneten Themenbereich erscheinen, dort informieren sich auch InteressentInnen dieses Themenbereichs über neue Publikationen. Gut möglich, dass dein Werk so jemandem ins Auge sticht, der dich und deine Arbeit noch gar nicht kennt!
- Marketing und Vertrieb: Einem Verlag fällt es leichter, deine Publikation zu bewerben und zu vertreiben, wenn ihm dafür bereits die geeigneten Mittel und Wege zur Verfügung stehen. So wird ein Verlag dein Buch etwa in einschlägige Themenprospekte aufnehmen können, ihn auf Büchertischen oder Messeständen platzieren oder im Anzeigenbereich anderer Verlagspublikationen bewerben. Das geht aber nur, wenn dein Titel Teil eines Programmschwerpunkts des Verlags ist, der entsprechend intensiv betreut werden kann.
- Renommée: Verlag XY ist angesehen und gilt in deinem Fachumfeld als professioneller Partner für Publikationen? Namhafte, andere AutorInnen deiner Disziplin haben bereits dort veröffentlicht? Mach dir zu Nutzen, dass die Einbettung deines Titels in ein solches Umfeld Prestige mit sich bringt und positiv auf die Wahrnehmung auch deiner Publikation abfärben kann.
Der erste Schritt auf dem Weg zu deiner Publikation ist also geschafft: du hast einige Verlage ausfindig gemacht, mit denen du über dein Projekt ins Gespräch treten willst.
Jetzt geht es an die konkreten Anfragen und damit an:
Schritt 2: Wie du mit einem Verlag in Kontakt trittst
Wenn du dein fertiges Manuskript einem Verlag anbietest, wird dieser einiges prüfen müssen, um eine Entscheidung über die Aufnahme ins Verlagsprogramm treffen zu können. Dazu gehört – neben der fachlichen und sprachlichen Qualität des Textes – nicht zuletzt eine Kalkulation der Produktionskosten, die über die Realisierbarkeit des Projekts entscheiden werden.
Willst du dich einem Verlag gegenüber als umsichtige/r AutorIn zeigen und gleichzeitig eine möglichst rasche Entscheidung über deine Anfrage ermöglichen, kannst du bereits in deiner Kontaktaufnahme einige wichtige Unterlagen bereitstellen:
1.) Ein kurzes Exposé deiner Arbeit mit folgenden Angaben:
- Arbeitstitel
- Abstract deiner Arbeit
- Angaben zur Art der Publikation (in deinem Fall wahrscheinlich eine Dissertation – es könnte sich aber auch um einen Sammelband, einen Katalog, eine Habilitationsschrift, eine Festschrift o.a. handeln)
- Angaben zum Manuskriptumfang in Form der Gesamt-Zeichenzahl (in der Regel inkl. Leerzeichen sowie inkl. Fußnoten und Bibliographie) und der Gesamt-Wortzahl
- Angaben zur gewünschten Anzahl an Abbildungen mit einer ergänzenden Präzisierung zur Anzahl von gewünschten Farb- und/oder s/w-Abbildungen
- Überlegungen zum angepeilten Erscheinungstermin – bedenke in diesem Zusammenhang nicht nur formale Vorgaben wie etwa betreffend einer fristgerechten Veröffentlichung deiner Dissertation, sondern auch mögliche Jubiläen oder andere Termine, die mit deinem Thema zusammenhängen und als günstiger Aufhänger für eine Veröffentlichung dienen können.
2.) Dein vollständiges Manuskript oder jedenfalls repräsentative Auszüge davon. Jedenfalls solltest du das Inhaltsverzeichnis, die Einleitung, die Conclusio sowie ein bis zwei weitere Kapitel mitschicken.
3.) Bei Qualifikationsschriften wie Dissertationen sollten auch die entsprechenden Gutachten, aus denen die fachliche Beurteilung deiner Arbeit ersichtlich wird, nicht fehlen.
4.) Gerade für wissenschaftliche Publikationen ist zuletzt ein Lebenslauf sinnvoll, aus dem dein akademischer Hintergrund hervorgeht und der dem Verlag dazu verhelfen kann, mögliche Anknüpfungen an Programmschwerpunkte, Vertriebsschienen oder Netzwerke zu erkennen.
Die genannten Unterlagen schickst du am besten direkt in das Lektorat/die Programmabteilung des Verlags. Solltest du auf der Verlagswebsite dazu keine direkten AnsprechpartnerInnen finden, erkundige dich telefonisch, an wen du deine Unterlagen richten sollst.
Danach musst du dich wahrscheinlich ein wenig in Geduld üben: gerade größere Verlagshäuser erhalten täglich eine Vielzahl von Projektanfragen, die geprüft, intern diskutiert und kalkuliert werden müssen, ehe eine verbindliche Rückmeldung an den/die AutorIn erfolgen kann. Am besten bittest du in deiner Kontaktaufnahme um eine kurze Rückmeldung, bis wann eine Entscheidung zu erwarten ist.
Wenn du die Möglichkeit hast, ein persönliches Gespräch im Verlag wahrzunehmen, nutze sie und bitte um einen Termin – viele Fragen lassen sich in diesem Rahmen am schnellsten und direktesten klären!
Du bist nun einen entscheidenden Schritt weiter: du hast mehrere einschlägige Verlage kontaktiert und hoffentlich auch von einigen eine positive Rückmeldung zu deinem Projekt erhalten.
Verschiedene Verlagshäuser bieten aber recht unterschiedliche Leistungen in ihrem Portfolio an. Vor allem, wenn du zeitgleich Angebote von verschiedenen Verlagen eingeholt hast, solltest du hier also genauer hinsehen, welches Angebot für dich das beste ist.
Damit kommen wir zu:
Schritt 3: Wie du Konditionen und Leistungen von Verlagen vergleichst
Der vermeintlich naheliegendste Weg, verschiedene Verlagsangebote miteinander zu vergleichen, ist über den Preis: welche Kosten (meist als Druckkostenzuschuss bezeichnet) musst du als AutorIn übernehmen, damit dein Werk veröffentlicht werden kann?
Impulsiv sagst du jetzt vielleicht: „Wie? Der Verlag verdient doch am Verkauf meines Buches, da soll ICH auch noch etwas dafür bezahlen?!“
Deshalb muss ich an dieser Stelle zuerst mit einem gängigen Missverständnis aufräumen: der Verkauf eines hochspezialisierten Werks – wie es eine Dissertation in der Regel ist – bringt einem Verlag kaum Gewinn ein.
Die meisten wissenschaftlichen Werke werden in Bibliotheken gelesen, kaum jemand kauft sie für seine private Bibliothek. Die Verkaufszahlen von Dissertationen bewegen sich entsprechend im niedrigen zweistelligen Bereich – oft auch deutlich darunter.
Damit lässt sich der Produktionsaufwand eines Buches nicht rentabel decken – so gut wie immer ist also ein Druckkostenzuschuss von Seiten des Autors/der Autorin nötig.
(Achtung bei Verlagen, die damit werben, ganz ohne solche Zuschüsse auszukommen: hier wird in der Regel mit minderer Qualität gearbeitet, dein Werk wird nicht vermarktet und auch der Ruf der entsprechenden Häuser in der Fachwelt ist entsprechend zweifelhaft.)
Du hast jetzt gelernt, dass du von einem gewissen finanziellen Beitrag ausgehen musst, den du für die Drucklegung deines Werks zu leisten haben wirst. Aber die Angebote einzelner Verlagshäuser können extrem auseinander gehen: ein Verlag wird dir vielleicht ein Publikationsangebot für 1.500€ machen, ein anderer für 8.000€. Der Preis allein ist daher kein ausreichender Indikator, für welchen Partner du dich entscheiden solltest.
Du solltest genau hinsehen, welche Leistungen in einem Angebot enthalten sind. Nur so kannst du eine für dich umsichtige Entscheidung fällen, mit welchem Verlag du einen Vertrag abschließen willst.
Einige wichtige Leistungen habe ich dir hier zusammengefasst, auf die du dabei achten kannst:
1. Auflagenhöhe und Freiexemplare: Wie viele Exemplare des Buches werden in einer ersten Auflage gedruckt und wie viele davon sind für dich als kostenfreie AutorInnenexemplare vorgesehen?
Bedenke, dass du alle weiteren Exemplare, z.B. jene, die du verschenken möchtest, selbst ankaufen müssen wirst! Solltest du also bereits jetzt wissen, dass du eine größere Anzahl an Exemplaren für deinen Eigenbedarf benötigst, gib dies rechtzeitig bekannt. Frage auch gezielt nach, ob nach Abverkauf der Erstauflage ein Nachdruck on demand geplant ist, oder dein Buch ab dann als vergriffen gilt – dies ist vor allem bei sehr kleinen Erstauflagen durchaus relevant, da diese auch mal rasch ausverkauft sein können.
2. Veröffentlichungsformen: Neuerscheinungen werden heute in der Regel sowohl als gedruckte sowie als Ebook-Variante realisiert. Viele Verlage bieten auch schon die Möglichkeit einer Open Access Publikation: dein Buch ist damit online und dauerhaft frei zugänglich. Frag gezielt nach, ob diese Möglichkeit besteht und wenn ja, welche Kosten dafür anfallen.
3. Format und Ausstattung: Hast du bestimmte Vorstellungen etwa zum Buchformat, zur Einbandart (Hard- oder Softcover) und Einbandgestaltung, zu verwendeten Fonts oder ähnlichem? Kläre rechtzeitig, ob der Verlag dir hier Mitsprachemöglichkeiten einräumen kann oder ob es Standardvorlagen gibt, die für alle Publikationen gelten.
4. Aufbereitung der Druckdatei: Vor allem günstigere Verlage verlangen mitunter von dir als AutorIn, dein Manuskript druckreif vorzubereiten, d.h. es selbst genau so zu formatieren, wie es später gedruckt werden soll. Das kann eine deutliche Kostenersparnis sein. Du solltest hier nur eines bedenken: Sofern du keine Erfahrung mit InDesign oder ähnlichen Programmen hast, ist das Einrichten eines Manuskripts sehr aufwendig.
5. Korrektorat: Wird dein Werk durch den Verlag korrekturgelesen oder gäbe es die Möglichkeit (gegen entsprechenden Aufpreis) ein professionelles Korrektorat durchführen zu lassen? Oder auch anders herum: kannst du auf ein standardmäßig kalkuliertes Korrektorat verzichten und damit Kosten einsparen?
6. Abbildungen und Rechte: Sind im Angebot Druckrechte für Abbildungen einkalkuliert? Beachte hier: die an der Universität eingereichte Fassung deiner Dissertation kann so viele Abbildungen enthalten, wie du möchtest. Geht es aber ans Veröffentlichen, wird aus deinem wissenschaftlichen Werk ein kommerzielles Werk – und damit müssen auch für sämtliche Abbildungen Rechtefragen geklärt und in der Regel kostenpflichtig eingeholt werden. Das berühmte „Bildzitat“ (der einfache Verweis auf ein Fremdwerk, aus dem du selbst ein Bild entnommen hast) ist urheberrechtlich problematisch und wird immer strittiger. Auf der sicheren Seite bist du nur, wenn du für alle verwendeten Abbildungen die entsprechenden Rechte eingeholt hast.
Je nachdem, ob dein Buch nur gedruckt, oder auch elektronisch oder gar Open Access erscheinen soll, können die Rechte für eine einzelne Abbildung dabei schnell auf 100€ oder mehr steigen! Frag gezielt nach, ob dafür Budget in der Kalkulation berücksichtigt wurde bzw. wer entsprechende Kosten tragen wird. Gegebenenfalls wirst du dich von einigen liebgewonnenen Abbildungen trennen müssen…
Du siehst: es gibt einiges zu berücksichtigen, wenn du deine Dissertation publizieren willst. Dabei kannst letztlich nur du entscheiden, welche Fragen und Leistungen zum gegebenen Zeitpunkt und für die gegebene Publikation für dich (wie) wichtig sind.
Mit den drei Schritten, die ich dir hier vorgestellt habe, triffst du aber garantiert eine überlegte und umsichtige Entscheidung und kannst dein Manuskript mit gutem Gewissen in die Welt hinausschicken.
Ich wünsche dir viel Erfolg auf der aufregenden Reise zu deiner ersten Verlagspublikation!