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Schreibstrategien und -techniken
29.03.2021

Angst vor dem leeren Blatt? Wie du anfängst deine Dissertation zu schreiben

 

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und jeder Text beginnt mit dem ersten Satz.

Beim Schreiben einer Dissertation ist das oft leichter gesagt als getan. Wo und wie beginnst du am besten zu schreiben? Was willst du in einem bestimmten Textteil eigentlich sagen? Und wie kannst du es überzeugend formulieren?

Viele Promovierende fühlen sich von all diesen Fragen und Anforderungen so überfordert, dass das Schreiben zu einem mühsamen Kraftakt ausartet: Schreiben, Korrigieren, Löschen, nochmal Recherchieren, Schreiben und Korrigieren in frustrierender Dauerschleife.

Der Grund für dieses Verhalten ist auch durchaus verständlich: Denn durch den Akt des Niederschreibens bekommen unsere Gedanken etwas Fixiertes, Endgültiges.

Was zuvor nur in unserem Hirn herumspukte, steht plötzlich schwarz auf weiß am Papier. Und klingt vielleicht viel banaler, unvollständiger oder fehlerhafter als wir erwartet hatten.

Klar, das löst Unbehagen aus – und meistens folgt darauf der unmittelbare Impuls, in den Text einzugreifen und gleich alle nötigen Überarbeitungen vorzunehmen. Und das ist in etwa das Kontraproduktivste, was du an diesem Punkt tun kannst!

Warum das so ist und wie du besser ins wissenschaftliche Schreiben eintauchst, erfährst du hier!

In diesem Artikel zeige ich dir

  • wie ein professioneller Text wirklich entsteht,
  • warum mündliche Kommunikation ein großartiges Vorbild für deine Textproduktion ist
  • und wie auch du mit Leichtigkeit und Selbstbewusstsein das Schreiben an deiner Dissertation anfangen kannst.

Kreative und analytische Prozesse beim Schreiben

 

Viele DoktorandInnen streben von Beginn an nach Effizienz in ihrer Textproduktion.

Während sie einen Satz zu Papier bringen, versuchen sie also schon unmittelbar, alle inhaltlichen Lücken zu schließen, alle notwendigen Verweise einzufügen, treffendere Formulierungen zu finden und orthographische Fehler zu korrigieren.

Wenn sie irgendwann den Punkt hinter einen Satz setzen, soll dieser perfekt recherchier und ausformuliert sein und keine weitere Überarbeitung mehr benötigen. So die Theorie.

In der Realität ist diese Art zu schreiben furchtbar holprig, langwierig oder frustrierend – manchmal sogar alles davon.

 

Denn so funktioniert Textproduktion nicht.

Kein professioneller Text dieser Welt wird in einem Rutsch vollständig und perfekt aufs Blatt gegossen und auch du solltest diesen Anspruch von vornherein nicht an deine Texte stellen.

Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Wir können nicht gleichzeitig kreativ und analytisch denken, denn dafür müssen ganz unterschiedliche Hirnareale aktiviert werden.

Auch beim Schreiben eines wissenschaftlichen Textes musst du deinem Hirn also zugestehen, sich jeweils auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

Zuerst kommt der kreative Akt: du sammelst gedanklich die wichtigsten Inhalte, die du in einem Text transportieren willst, und gießt sie in Sprache. Dafür lässt du deine Gedanken möglichst frei fließen: Was willst du überhaupt sagen? Worum geht es dir wirklich? Was soll dein/e LeserIn durch deinen Text verstehen?

Danach kannst du in einen analytischen Modus umschalten: du überprüfst, ob inhaltlich alles vollständig ist, ob noch Textteile ergänzt, gekürzt oder umgestellt werden müssen, und wie du deine Aussagen in noch klarere Worte fassen kannst.

Sobald du also deine wichtigsten Aussagen zu Papier gebracht hast, kannst du dich daran machen, sie in eine stimmigere Form zu bringen und zu überarbeiten – eines nach dem anderen, nicht alles gleichzeitig.

Wie du vom Sprechen ins Schreiben kommst

 

Dieses Vorgehen kommt dir schrecklich umständlich vor?

Ein „einfach so dahingeschriebener“ Rohtext entbehrt doch wahrscheinlich jeder wissenschaftlichen Logik und Vollständigkeit und muss erst noch unter größten Mühen zu einem seriösen Produkt feingeschliffen werden?

Dann überleg doch einmal: in einem mündlichen Gespräch über dein Fachthema kommt doch auch nicht nur unzusammenhängender Unsinn aus deinem Mund. Du kannst komplexe Inhalte spontan wiedergeben und einen argumentativen Aufbau und passende Formulierungen finden, um diese Inhalte verständlich auszudrücken.

Der Unterschied zur Schriftsprache ist einzig, dass wir im Mündlichen viel verzeihender mit uns selbst sind, wenn wir unsere Aussage eben nicht auf Anhieb perfekt hinbekommen.

Wir wissen: ein Wort, das wir einmal ausgesprochen haben, kann nicht mehr zurückgenommen werden. Und weil das so ist, akzeptieren wir, dass wir immer nur den bestmöglichen Versuch unternehmen können, unsere Gedanken zu artikulieren.

Ja, vielleicht werden wir nicht auf Anhieb alles bedenken, was es zu einem Thema zu sagen gibt, vielleicht werden wir noch einmal einen kleinen Schwenk machen müssen, weil wir zuvor etwas Wichtiges vergessen haben, vielleicht werden wir eine Formulierung im Lauf des Sprechens präzisieren müssen, weil sie noch nicht ganz treffend war.

So ist es eben.

Wir geben einfach unser Bestes, unsere Gedanken in Worte zu fassen und akzeptieren, dass im weiteren Verlauf des Gesprächs noch Ergänzungen, Präzisierungen oder Korrekturen erforderlich sein werden.

Und genau diese Haltung kannst du auch auf wissenschaftliche Rohtextproduktion übertragen.

Du willst deinen ganz individuellen Schreibtyp als WissenschaftlerIn herausfinden und den Schreibprozess deiner Dissertation von nun an mit Leichtigkeit meistern?

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Was du beim Einstieg in die Textproduktion schreibst, ist nicht mehr und nicht weniger als eine erste Textversion. Es geht einmal nur darum, deine zentralen Aussagen und Gedanken irgendwie aufs Papier zu bringen.

Du kannst und wirst diesen Text anschließend noch mehrfach verbrennen und neu schreiben überarbeiten, ändern, ergänzen, straffen und präzisieren. Über genau diese bewussten Überarbeitungsschleifen wird er letztlich die ausgereifte Form erhalten, die du anstrebst – ganz ohne Frust und Enttäuschungen. (Wie du diese Schritte der Textüberarbeitung richtig angehst, erfährst du übrigens hier!)

Es wird also Zeit, dass auch du dich von dem lähmenden Anspruch löst, den Text deiner Dissertation gleich beim ersten Hinschreiben inhaltlich, strukturell, stilistisch UND orthographisch perfekt hinzubekommen.

Es wird Zeit, dass du einfach mal schreibst!

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